Francis Mburukua

Angestellter von 1986-2017

„Francis, der fast immer lächelnde Hausmeister im gelben Mantel und sein Stellvertreter Antony im weinroten Mantel, scherzten manchmal, dass viele rund um die Schule sie nur an ihren Mäntelfarben erkennen könnten. Wenn sie diese tauschen würden oder ohne Mantel auf dem Schulgelände unterwegs sein würden, hätten sehr viele Probleme sie zu erkennen.“ So beschrieben Schüler schon vor Jahren den Mann, der 32 Jahre lang, von 1986 bis 2017 integraler Bestanteil der Schulgemeinde war und Jeden kannte.

Francis hat sich aus ganz einfachen Verhältnissen mit viel Ehrgeiz, Energie und Neugier hochgearbeitet. Mutterlos, musste er schon von früh an die Farm seines Vaters bestellen und konnte nur sehr unregelmäßig zur Schule gehen – immer dann, wenn etwas Geld vorhanden war. Als Jugendlicher ohne formalen Schulabschluss kam er nach Nairobi und arbeitete auf einer Farm, als Hausangestellter, Gärtner, Maler und auf Baustellen. Irgendwann machte er auf eigene Initiative mit seinem Ersparten einen Führerschein und eine Ausbildung als Maler. Durch Zufall lernte er einen Lehrer der Deutschen Schule kennen und arbeitete einige Jahre privat für ihn, bis er 1986 seine erste Stelle als Gärtner in der Michael-Grzimek Schule bekam. Über die Jahre wuchs sein Aufgaben-und Verantwortungsbereich, bis er schließlich als Hausmeister über 60 Mitarbeiter beaufsichtigte. Heute würde man ihn einen Manager –  Facility Manager – nennen.

Francis hat mit seiner Frau und den drei Kindern auf dem Schulgelände gelebt und in den 32 Jahren große Veränderungen an der Schule daher hautnah miterlebt. Die Schule wuchs und die Schülerzahlen wuchsen. Gebäude wurden ausgebaut, erweitert und neu gebaut, das schulische Umfeld in Gigiri veränderte sich rasant. „ Die stärkste Veränderung kam 2008, als das Stipendiatenprogramm begann. Nun bekam die Schule ein neues, internationaleres Gesicht, die Kinder sprachen nun oft in den Pausen Englisch miteinander. Mir hat das sehr gefallen.“ Er selber hat über die Jahre so viel Deutsch aufgeschnappt, dass er einer Unterhaltung folgen kann. Das Angebot der Schule, kostenlos Sprachunterricht zu nehmen, konnte er nie umsetzen, weil immer etwas dazwischenkam: „Das Walkie-Talkie unterbrach mich immer. Ständig war irgendetwas: ein Fahrer kam nicht rechtzeitig, so dass ich in den Bus springen musste, um die Kinder zu fahren. Oder der Strom fiel aus, oder der Gulli lief über…“

Die eine oder andere Katastrophe hat sein beherzter Einsatz verhindert: „Eines Nacht platze der Wassertank, der damals noch über der Bibliothek und Mehrzweckhalle war. Das Wasser schoss durch das gesamte Gebäude. Mit Hilfe von Fachleuten konnten wir den Schaden noch in der Nacht beheben, so dass bei Schulbeginn am nächsten Morgen um 8 Uhr Nichts mehr zu sehen war!“ Francis schien 24 Stunden im Dienst, es gab keine Stempelkarte. Der unbekannte Schüler damals schrieb: „Er trug immer zwei riesige Schlüsselbunde – gefühlt über 100 Schlüssel – bei sich und vor jedem Schloss, egal ob bei Tür, Schrank, Schuppen, Lager schüttelte er einen der Riesenbündel kurz und fand in Sekundenschnelle den passenden Schlüssel.“

Francis hat der Deutschen Schule Vieles bis heute hinterlassen, Sichtbares und Unsichtbares. So hat er in den 80 Jahren eine freiwillige SACCO („savings and credit coperative“) mit dem Namen „Jinime Upate“ für die Angestellten der Schule gegründet. Hier werden Ersparnisse zusammengelegt, aus denen heraus dann wiederum Kredite vergeben werden. Laut Francis haben hierdurch fast alle Angestellten der Schule ein eigenes Haus oder Auto finanzieren können.