Mark Pilz und Sylvia Fischer
Zeitzeugen: 1969 von Anfang an dabei!
Sylvia Fischer, ehemalige Lehrerin an der Schule von 1969 bis 1973
Mark Pilz, ehemaliger Schüler an der Schule von 1969-1977
Sylvia Fischer und Mark Pilz waren Zeitzeugen der ersten Stunde der neu gegründeten Deutschen Schule Nairobi: Frau Fischer war 1969 eine der drei ersten Lehrerinnen und Mark Pilz einer Ihrer Schüler in Klasse 1.
Das Geschichtsprojekt hat die Beiden nach fast 50 Jahren wieder zusammengebracht und Ende 2019 kam es zu einem Treffen, bei dem ausführlich Erinnerungen ausgetauscht wurden. Beide haben ein phänomenales Gedächtnis und können auch nach 50 Jahren Details aus Ihrer Zeit an der Michael-Grzimek-Schule berichten.
Die Deutsche Schule wurde im August in einem Wohnhaus gegründet und hatte zunächst 45 Schüler, die in drei Klassen unterrichtet wurden. Frau Fischer war Klassenlehrerin der Klassen 1 und 2 mit insgesamt 15 Schülern, fast Alle kamen aus Deutschland, weil Ihre Eltern in Unternehmen in der Region arbeiteten. Bei Schulgründung war Frau Fischer in Nairobi, weil Ihr Mann hier als Berater im Ministry of Tourism and Wildlife im Rahmen der Deutschen Technischen Zusammenarbeit tätig war – sie hat sich als erfahrene Volksschullehrerin „sofort beworben, als sie von der Gründung der Deutschen Schule erfuhr“.
Zu Beginn war etwas Pioniergeist gefordert: da es noch keine Schulbücher für das Fach Lesen gab, hat Frau Fischer eine Eigenfibel erstellt. Klassenfahrten und Exkursionen fanden noch nicht statt – Sportunterricht gab es zunächst nicht. Anders als heute trugen die Kinder Schuluniform – wie vom Vorstand schon gleich zu Beginn beschlossen.
Sylvia Fischer Reihe oben, 2. von rechts; Mark Pilz zweite Reihe von oben ganz links
Frau Fischer denkt gerne und positiv an die Zeit in der Schule zurück: Schon 1969 gab es eine eng verbundene deutsche Gemeinschaft: „Ich lernte viele interessante und wichtige Menschen der deutschen Community“ kennen, die Arbeit als Lehrerin hat Ihr Leben bereichert und außerdem kamen in Nairobi zwei Ihrer Kinder zur Welt. In Ihrer Freizeit hat Frau Fischer einen Suaheli-Kurs belegt, ihre Nähfertigkeiten mit einem Nähkurs weiterentwickelt, Tennis gespielt und ihren Ehemann auf interessanten Reisen begleitet. Das klingt nicht sehr anders als das Leben heute ist!
Mark Pilz wurde 1963 in Afrika geboren, seine Eltern lebten seit 1959 in Johannesburg, da der Vater für die Farbwerke Hoechst tätig war. 1966 zog die Familie nach Kenia, wo Mark Pilz zunächst von 1968 bis 1969 die Loreto Convent School besuchte – da es eben noch keine deutsche Schule gab. Im September 1969 war er einer der ersten Schüler der neu gegründeten Deutschen Schule – und hat ein erstaunlich gutes Gedächtnis!
„Meine Eltern gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Die Schule befand sich damals in einem ehemaligen Wohnhaus in Kileleshwa. Es gab zunächst nur vier Klassen und die erste und zweite Klasse und die dritte und vierte Klasse wurden gemeinsam unterrichte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass der Platz eher knapp war und auch im ehemaligen Badezimmer im ersten Stock Papiere und Akten lagerten. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ein Brett über die Badewanne gelegt worden war, um darauf Akten zu stapeln.
Später, als die Schule wuchs, gab es einer Anbau aus Stein und noch später einen aus Holz. Unser erster Direktor war Herr Wolf. Außerdem erinnere ich mich aus dieser Zeit noch an die Lehrerinnen Frau Baum, Frau Fischer, Frau Kraft und Frau Nebelsieck, die nach ihrer Heirat dann Frau Barber wurde. Ihr Mann war Hubschrauberpilot bei der Kenyan Air Force und flog mal im Tiefflug über die Schule, was uns Jungs mächtig beeindruckte.“
Mark Pilz mit Ranzen 1969
Schließlich war aber trotz Anbauten nicht mehr genug Platz und die Schule zog in den Neubau Richtung Limuru, wo sie heute noch ist. In der alten Schule war dann das Internat untergebracht.
Mark Pilz hat die Schule 1977 verlassen, weil sein Vater nach Deutschland versetzt wurde.
„Ich habe die Zeit an der DSN in sehr guter Erinnerung. Besonders schön finde ich rückblickend die persönliche Atmosphäre, dadurch dass wir eine so kleine Schule mit anfänglich glaube ich 40 und am Schluss (1977) 140 Schülern waren. Fachlich war das Niveau gut, als ich in Deutschland in die Schule kam, war ich den Mitschülern ca. 6 Monate voraus. Die ersten Jahre wäre ich lieber heute als morgen nach Kenia zurückgekehrt.
Irgendwann habe ich mich damit getröstet, nach einem Studium der Landwirtschaft als Entwicklungshelfer zurückzugehen. Als ich dann mal eine Uni besuchte wurde mir klar, wie langweilig ich die Theorie der Landwirtschaft finde. Also bin ich auf Biologie umgeschwenkt und wollte als ein zweiter Konrad Lorenz nicht die Wildgänse sondern die Elefanten in Afrika erforschen. Im Lauf des Studiums fiel mir dann die Naivität dieses Vorhabens auf, ich schmiss hin und begann ein Medizinstudium.
Bis heute arbeitet Mark Pilz als Mediziner. Nach all den Jahren ist für ihn der Traum, nochmal in Afrika zu arbeiten noch nicht ausgeträumt. „Als Arzt gibt es ja auch genügend Möglichkeiten. Mal sehen.“