Schulleiter Rolf Rahders
Schulleiter von 1977-1983
Rolf Rahders war Schulleiter an der Deutschen Schule Nairobi von 1977 bis 1983, dem Jahr, in dem das erste Abitur an der Michael-Grzimek Schule abgelegt wurde.
Er erinnert sich genau und beschreibt lebhaft, wie Alles begann: „Ich kam aus Bremen, bin Jahrgang 1940 und habe nach dem Staatsexamen in Hamburg (Mathe und Physik) in Bremen an einem grossen Mädchen-Gymnasium unterrichtet. Alles war sehr brav und wohlgeordnet und hätte noch 30 Jahre so weitergehen können… da sah ich die Anzeige: «Schulleiter gesucht in Nairobi». Das wars. – Drei mögliche Kandidaten für diese Stelle wurden vom BVA dem Schulverein benannt. Der Schulverein hat dann den ehemaligen Afrika- Korrespondenten der ARD, Herrn Seelmann-Eggebert, der gerade in Hamburg war, gebeten, uns zu begutachten – und die Stelle war perfekt.“
„Die Zeit an der DSN kommt mir im Rückblick wie eine Pionierzeit vor. Als wir in Nairobi ankamen, zeigte uns der Schulvorstand stolz die Schule in Gigiri, und rückblickend muss ich sagen, dass der Stolz berechtigt war: der Beginn der Schule in einem alten Wohnhaus in der Laikipia Road, der Umzug 1975 in das neue Schulhaus erforderten enorme Anstrengungen. – Ich stand nun 1977 dort und sah, was alles fehlte: es gab praktisch keine Ausstattung für die Naturwissenschaften, für Musik und Kunst, nur 10 Klassenzimmer – keine Fachräume(!), ein winziges Sekretariat und ein ebenso kleines Schulleiterzimmer, ein Raum für den Kindergarten…. Aber alles funktionierte irgendwie, weil Alle (Schüler, Lehrer und Eltern) das Gefühl hatten, sich für die Gemeinschaft einsetzen zu müssen.
Die DSN ging bis Jahrgang 10, aber der Schulverein hatte offenbar mehr vor: und ich ebenso!! Wir haben Fachräume gebaut, Sammlungen angelegt, das Schulgelände eingezäunt, Lehrpläne entworfen, den Busbetrieb organisiert… und den Wasserturm errichtet. Davor wurde das Wasser aus einer Zisterne gefördert, in der auch Frösche wohnten!“ Und in Rolf Rahders letztem Jahr fand die erste Abiturprüfung an der Deutschen Schule Nairobi statt – Alle sechs Abiturienten haben bestanden!
Ein einschneidendes Erlebnis der kenianischen Zeitgeschichte ist ihm besonders in Erinnerung: der Tod des Präsidenten Jomo Kenyatta im Jahr 1978. Rolf Rahders kam mittags aus der Schule, als seine Frau ihm sagte, der Präsident sei gestorben. Er erinnert sich: „Ungute Erwartungen erfüllten uns, auf jeden Fall mussten wir uns mit mehr Nahrungsmitteln bevorraten – also auf in den Supermarkt: der war aber schon praktisch leergekauft!… Fluchtrouten über Magadi nach Tansania wurden besprochen – und abends dann in den Nachrichten die Meldung, der neue Präsident Moi sei vereidigt. Später sickerte durch, das Kenyatta schon am Vortag gestorben war, man das aber geheim gehalten hatte, bis die Nachfolge geregelt war, um Unruhen zu vermeiden.“
Die Situation der Schüler hat sich von damals bis heute wenig verändert. Auch damals konnten sich die Schüler kaum unabhängig von den Eltern in der Stadt bewegen. Die Schule spielte auch damals schon eine bedeutende Rolle im Leben der Kinder: „weil sie hier ihre Freunde trafen; sie konnten in den Pausen und nach Schulende auf dem Gelände spielen (sofern sie nicht auf den Schulbus angewiesen waren); nachmittags war dann das Müttertaxi gefragt um zu Freunden zu gelangen…. Am Wochenende waren oft Safaris angesagt, in kleinen Gruppen, Eltern mit Lehrern – und beide mit ihren Kindern.“ Die Schule nicht nur als Lernort, sondern auch als „Lebensort“ und eine enge Gemeinschaft von Schülern, Lehrern und Eltern, wie man es nur in Auslandsschulen erlebt, damals wie heute!
Rolf Rahders hat in seinen sechs Jahren an der Deutschen Schule Nairobi Viel erlebt – eine Klassenfahrt ist ihm auch nach all den Jahren besonders in Erinnerung geblieben. „Eine mehrtägige Fusswanderung von den Loita Hills zum Lake Magadi durch die (strassenlose) Steppe unter Führung von zwei Massais. Lebender Proviant (Ziegen) wurde mitgeführt, geschlafen wurde in Bomas. Die Verabredung war, dass die Gruppe am Freitag zwischen 16.00 und 17.00 am Lake Magadi vom Schulbus wieder abgeholt werden sollte! Wie gross war unser Erschrecken, als der Bus gegen 19.30 zurückkam ohne die Kinder! Der afrikanische Fahrer hatte einfach Angst, bis in die Dunkelheit zu warten und auch die Rückfahrt im Dunkeln durchzuführen und war deswegen zurückgekommen…. Helle Aufregung in der Schulgemeinde! Es wurden Flugzeuge organisiert, die ab Hellwerden die Wanderroute absuchen sollten… Dann gegen 21.00 Uhr ein Anruf von der Polizeistation in Magadi: dort wäre ein mzungu aufgetaucht, der behauptete, er sei mit einer Schülergruppe unterwegs – ob das wohl zutreffen könnte? Grösste Erleichterung!!! Herr Illigens, unser Internatsleiter, der auch einen Busführerschein hatte, erbot sich sofort, nach Magadi zu fahren (unter Begleitung von einigen Männern) und als die Kinder dann wieder in Nairobi waren, gab es sehr viel zu erzählen. – In Deutschland wäre eine solche Tour nicht genehmigt worden; aber die beiden Massais waren als sehr vertrauenswürdig bekannt und die Eltern hatten diese Wanderung nach eingehender Beratung genehmigt. Noch eine Bemerkung für heutige Leser: es gab noch keinen Mobilfunk!! Die Gruppe war für Tage abgeschnitten von jeder Kommunikationsmöglichkeit – … Aber so war das damals“ Und würde heute sicher nicht mehr erlaubt werden..!